Der Roman ist ein grandioses Kammerstück mit einer Mutter, ihrer Tochter und einem Vollstrecker des Betreibungsamtes. Der Grund seiner Anwesenheit sind die seit mehreren Monaten nicht bezahlten Mietkosten. Der Roman spielt innerhalb dieser vier Wände und wird von der 18-jährigen Louisiane erzählt, die schon mehrmals wegen der prekären Situation ihrer Mutter bei Pflegefamilien untergebracht worden war. Sie pendelt dabei zwischen Wut und Loyalität zu ihrer Mutter.
La compagnie des spectres spielt im Jahr 1997 und gleichzeitig auch im Jahr 1943, denn für die Mutter gibt es da keinen Unterschied. So sieht sie im Betreibungsbeamten einen von Darnand (Chef der paramilitärischen französischen Miliz) gesandten Milizen. Der Mord ihres Onkels durch Anhänger des Vichy Regimes, welches von Autoritarismus und Antisemitismus geprägt war, hatte die Mutter nachhaltig traumatisiert und offenkundig psychisch erkranken lassen. In den inneren und äusseren Monologen der beiden Frauen werden auf teilweise urkomische Weise die Lehren der Vergangenheit auf die Gegenwart heruntergebrochen.
Lydie Salvayre hat einen geistreichen, humorvollen und kämpferischen Roman geschaffen, und denjenigen, die dem Faschismus/Nationalsozialismus/Franquismus widerstanden und dafür teuer bezahlt haben, mit ihrem Leben oder dem eines Angehörigen, Raum geschaffen. La compagnie des spectres schenkt uns auch einen überraschenden Schluss. Sehr lesenswert! ap
Klappentext:Une mère et sa fille vivent recluses dans un petit appartement. Devant un huissier de justice chargé de procéder à l'inventaire de leurs biens avant saisie, elles vont se livrer à de furieux soliloques et tisser le récit de leurs batailles et de leurs douleurs.
Über die Autorin / über den Autor:Psychiatre et romancière, Lydie Salvayre est l'auteur d'une douzaine de livres dont La Puissance des mouches et Les Belles âmes, également en Points.
Preis: CHF 11.40